Auf dem Weg

Die Krippe in mir

 

Von Kindesbeinen an kennen wir sie, die Weihnachtsgeschichte, haben Bilder vor Augen.

Josef und Maria auf ihrem beschwerlichen Weg nach Bethlehem. Mühsam legen sie ihren Weg Schritt für Schritt zurück.

Nur noch ein Stall als Herberge.

Hier wird Gott als Mensch geboren.

In Windeln gewickelt und in die Krippe gelegt.

 

So selbstverständlich ist uns diese Geschichte geworden, dass wir kaum noch stolpern über ihren Kern: Der Gott, von dem wir glauben, dass er Himmel und Erde gemacht hat, kommt als hilfloses, auf Fürsorge angewiesenes Kind in unsere Welt.

Mehr Augenhöhe gibt es nicht!

Gott sagt:

Hab‘ keine Angst!

Komm einfach her zu mir!

Dir kann nichts passieren.

Ich bin da.

 

Und leise sagt er auch: Sei du da für mich.

 

Gott sucht deine Nähe.

Du darfst ihn einlassen, wie du ein Kind in dein Herz lässt, das es meist im Sturm erobert.

Einem Baby ist es egal, ob seine Eltern reich, mächtig oder angesehen sind, ob sie etwas vorzuweisen haben. Für das Baby zählt einzig und allein die Fürsorge und Liebe, die es hält.

So, genau so, ist es auch bei Gott.

Lässt du dich im Herzen berühren, musst du weder etwas darstellen oder beweisen, noch bedeutsam sein.

Dass du bist, existierst, ist schon genug.

 

Und sollte dein innerer Kritiker dir etwas anderes einreden wollen, dann sei freundlich, fürsorglich, aber bestimmt und erkläre ihm, wie Gott auf die Welt kam:

Schwach.

Hilflos.

Einladend.

Ohne Erwartungen.

 

Gott ist da! Ich darf sein!

 

 

 

Talisman

 

Ein Kreuz - es ist aus Silber und wird jeden Tag getragen. Ein ständiger Begleiter.

Manchmal jedoch bleibt es bewusst auf dem Nachttisch liegen. Es soll nicht zu einem Talisman, einem magischen Glücksbringer, werden.

 

Und dennoch: Durch das regelmäßige Tragen hat es an Bedeutung gewonnen. Bleibt es liegen, dann entsteht ein verunsicherndes Gefühl von Unvollständigkeit, gar Nacktheit.

Beim Nachspüren wird deutlich: Gottes Nähe hängt nicht davon ab, ob ein Kreuz am Hals getragen wird! Kein Unglück stellt sich ein, wenn es abgelegt wird.

 

Und trotzdem - ganz verschwindet dieses klitzekleine, ungute Gefühl nicht. Erstaunlich, wie nahe sich Glauben und Aberglauben manchmal kommen. Obwohl Wissen und Überzeugung eine klare Linie ziehen, taucht dennoch ein leiser Zweifel auf: Ein inneres Festhalten an einem äußeren Zeichen.

 

Das macht verständlich, wie leicht sich auch im kirchlichen Raum traditionelle Elemente beheimaten, die mit der Botschaft Jesu vielleicht nur noch wenig zu tun haben, aber Halt geben - wie ein Schmuck-Kreuz an einer silbernen Kette. Es begleitet seit der Konfirmation. Ein vertrautes Stück - nicht nur Schmuck, sondern Erinnerung, Zeichen, Verbindung.

 

Aber manchmal tut es gut, alle Türen und Fenster zu öffnen - frischen Wind hereinzulassen.

Und keine Sorge: Gott macht ein bisschen Durchzug nichts aus. Im Gegenteil!

Vielleicht ist es ja sogar der Heilige Geist, der da weht - leise, aber spürbar. Und vielleicht ist auch spürbar: Gott selbst ist der Halt. Nicht das Kreuz, das um den Hals hängt.

 

  Zum Nachspüren: Was bleibt, wenn alle äußeren Zeichen einmal zur Seite gelegt werden - und woran lässt sich dann Halt finden?

 

 

 

 

Kopf hoch

 

 

Geht Ihnen dieser ständige Optimismus auch manchmal auf die Nerven? Dieses: "Das wird schon wieder!"

 

Überall Ratgeber: Wie man Glück findet, Erfolg hat, die Vergangenheit loslässt, sich mit seinem inneren Kind aussöhnt, perfekt kommuniziert, seine Kinder richtig erzieht, Freunde findet, gesund alt wird, Mobbing und Burnout vermeidet - gerne in 7 Schritten!

Immer gibt es jemanden, der DIE Antwort kennt. Wer ist nicht schon einmal darauf hereingefallen: Auf einen verheißungsvollen Buchtitel, eine Schlagzeile oder die  "Heilserfahrungen"  anderer?

Doch am Ende heißt es immer: Ich selbst muss etwas tun.

Alle Ratgeber haben eines gemeinsam: Der Handelnde bin immer ICH. 

Sollte ich dann nicht auch die Entscheidungen treffen, den Weg, meinen Weg bestimmen?!

 

Wie geht das? Patentlösungen, so meine Erfahrung, gibt es nicht.

Zwei Wege aber kenne ich:

Ich kann nach innen schauen und auf mein Herz hören.

Ich kann nach "oben" schauen, um Führung bitten.

So verbinde ich mich mit dem Ursprung allen Seins, fühle, dass auch ich ein Teil davon bin.

 

Mit Freude suche und finde ich meinen eigenen Weg. Ob Trampelpfad, Kopfsteinpflaster oder schnurgerade Straße - es ist mein Weg.

 

  Zum Nachspüren: Wer entscheidet eigentlich gerade über mein Leben? Folge ich den Erwartungen anderer oder meinem eigenen inneren Kompass?

Ein reines Gewissen

 

Was ist eigentlich ein reines Gewissen?

Könnte es die Abwesenheit von Fehlern sein?

Könnte es Perfektion sein?

Oder könnte ein reines Gewissen bedeuten: Ich lebe im Licht. Ich verstecke mich nicht. Ich muss nichts vorspielen - nicht vor Gott, nicht vor mir selbst.

 

Im 1. Petrusbrief heißt es: "Die Taufe ist die Bitte an Gott um ein reines Gewissen."

 

Ein Mensch wendet sich Gott zu: ehrlich, verletzlich, aufrichtig.

Und Gott antwortet mit Gnade. Nicht mit Vorwürfen.

 

Zum Nachspüren: Vielleicht beginnt ein reines Gewissen dort, wo ich mich traue, unfertig, fehlerhaft wie ich bin, zu Gott zu kommen?

 

Gott,

du kennst mein Herz.

Du weißt, was ich zeigen kann - und was ich lieber verberge.

Schenke mir den Mut zur Ehrlichkeit.

Schenke mir ein Gewissen, das nicht klagt, sondern zur Ruhe kommt in deiner Nähe.

Vergib mir, was schiefgelaufen ist.

Heile, was zerbrochen ist.

Und hilf mir, in deinem Licht zu leben - frei, aufrecht und neu.

Ja - ich bin bereit.

 

Rastlos

 

Gerade aufgewacht - und schon ist der Gedanke da: Wie soll ich das heute alles nur schaffen? Rastlos und getrieben, schon am Morgen!

 

Im Lärm des Alltags überhören wir oft das Wichtigste, das, worauf es wirklich ankommt:

Die liebevolle Beziehung zu mir selbst.

Die liebevolle Beziehung zu meinem Nächsten.

Die liebevolle Beziehung zum Universum, der Natur, zu Gott, zu etwas, das größer ist als wir selbst.

 

Zum Nachspüren: Alles, was wir manchmal brauchen, ist ein Moment der Stille.

Vielleicht findest du heute diesen Moment:

Drei Atemzüge.

Ein Blick ins Grüne.

Ein stilles "Ich bin da".

 

Und vielleicht spürst du:

Ich bin nicht allein.

 

"Still werden ist der Anfang des Hörens."

(Zen-Weisheit)

Die Welt vergeht

 

Diese Welt und ihre Gier vergehen. Aber wer tut, was Gott will, bleibt in Ewigkeit mit ihm verbunden. (1. Joh. 2,17) oder

Alles Geschaffene ist vergänglich. Strebt weiter, bemüht euch, unablässig achtsam zu sein. (Buddha-Zitat: Quelle: Letzte Worte, 483 v. Chr., Digha nikaya, 16.6)

 

Zwei Stimmen, zwei Sprachen, aber eine tiefe, verwandte Sehnsucht und Frage nach dem Sinn des Lebens

 

Sinnsuche - Impuls für den Alltag: Wenn du spürst, dass dich etwas reizt, stresst oder antreibt, stell dir die Frage:

Ist das etwas, das vergeht oder etwas, das in mir bleibt und mich trägt? Was vergeht: Lass los! Was trägt: Suche es!

 

  Zum Nachspüren: Lass dich im Alltag durch diese Achtsamkeitsfrage leiten. Du kannst dich auch, wenn du magst, durch einen symbolischen Gegenstand erinnern lassen, z.B. durch einen kleinen Stein in der Hosentasche.

 

 

 

 

Ich mache den Unterschied

 

Hinter dieser Aussage steckt eine tiefe Sehnsucht: Die Sehnsucht danach, bedeutsam zu sein. Zu zählen. Etwas zu sagen zu haben.

Für viele führt der Weg dorthin über Leistung. Ein Streben nach Perfektion: Durch gute Noten, eine angesehene Ausbildung, einen gut bezahlten Job oder adrette und kluge Kinder oder Enkelkinder. Diese Liste lässt sich beliebig verlängern.

Wir suchen tapfer unseren Wert - aber im Außen. Und müssen feststellen - dort finden wir ihn nicht dauerhaft. Sind wir wie der Betrunkene, der seinen Schlüssel unter der Laterne sucht, weil es dort heller ist - obwohl er den Schlüssel ganz woanders verloren hat?

Das kann zermürben. Wir werden gereizt oder krank: Depression? Burnout? Innere Leere? Vielleicht sind wir übellaunig, ruhelos, erschöpft - fühlen uns zu dünn, zu dick, zu abhängig.

 

Manchmal abends im Bett, kurz vor dem Einschlafen - oder mitten in der Nacht, wenn man sich von einer Seite auf die andere wälzt - kommt er hoch - der Gedanke, den wir am Tag kontrollieren können: Trotz aller Mühe bin ich doch nur ein winziges, unbedeutendes Rädchen im großen Räderwerk. Egal, wie sehr ich mich auch abmühe.

Doch vielleicht taucht plötzlich, trotzig, in all dem Grübeln noch ein anderer Satz auf!  Unerwartet, aber klar wie in Neonlicht geschrieben: Und ich mache doch einen Unterschied!

 

Nicht, weil mir jemand einen Preis verleiht. Nicht, weil ich alles im Griff habe, sondern weil ich ein Kind des Universums bin.

Gewollt von Anfang an! Teil des Ganzen, unersetzlich im Netzwerk des Lebens. Was ich tue, verändert die Welt - still, leise, beständig. Tatsächlich!

Ich mache den Unterschied! 

Weil ich lebe, weil ich atme, weil ich bin!

 

"Du bist kostbar in meinen Augen, und ich habe dich lieb."

(Jesaja 43,4)

 

 

 

 

Fürchte dich nicht

 

Angst - jeder kennt sie. Ein ständiger Begleiter.  Je unsicherer die Zeiten, um so lauter meldet sie  sich.

 

Stell dir vor, morgen kommt Jesus zu dir, auf deine Arbeit, in deine Schule, in deine Gemeinde...

 

Was würde er sagen?

 

Veilleicht schaut er dich voller Mitgefühl an und sagt: "Angst - gehört zum Leben dazu. Auch ich hatte Angst, im Garten Gethsemane." 

Er würde dir die Angst nicht ausreden wollen. Er würde dich ermutigen, dir die Hand reichen und sagen: "Du musst da nicht alleine durch. Ich bin da, mitten in deiner Angst und ich lasse dich nicht los.

 

  Zum Nachspüren:

Wo trage ich gerade  Angst in mir? Was würde sich ändern, wenn ich denke - wenn ich glaube: Jesus ist bei mir!